Weltflüchtlingstag: Wir schlagen Alarm für sichere Zugangswege!

Rund um den Weltflüchtlingstag am 20. Juni 2019 rief Amnesty International deutschlandweit zu Aktionen auf, die unter dem Motto Alarm schlagen standen. Unter der vom Amnesty Arbeitskreis Asyl Regensburg initiierten Aktion rief am 22. Juni ein Bündnis von 15 Regensburger Organisationen daher gemeinsam zu einem einstündigen Flashmob auf dem Kassiansplatz in der Regensburger Altstadt auf. Ziel war es, lautstark Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit zu erregen und so auf das politische Versagen bezüglich sicherer legaler Zugangswege nach Europa hinzuweisen. Es ging dabei konkret um die verheerende Situation in libyschen Gefängnissen, die Kriminalisierung von Seenotrettung auf dem Mittelmeer und die fehlenden legalen Zugangswege für Flüchtlinge aus Libyen.

Nach einer Erklärung der Hintergründe der Aktion vom Amnesty AK Asyl zu Beginn der Veranstaltung begann die erste Lärmperiode unter aktiver Beteiligung von mindestens 100 engagierten Bürgern und Bürgerinnen aus Regensburg. Auch einige Passanten nahmen spontan teil.

Der „Alarm“ wiederholte sich mit Rufen, Instrumenten, Trillerpfeifen, Töpfen und Vuvuzelas insgesamt fünf Mal (alle 15 Minuten), es dauerte dabei jeweils ca. eine Minute lang.

An Infoständen konnten Interessierte sich außerdem über die verheerende Situation in Libyen informieren. Es wurde aufgeklärt über die Grausamkeiten der dortigen Flüchtlings- und Migrationspolitik und die indirekte Unterstützung der EU dieser durch Finanzierungen und Kooperationsverträge mit der libyschen Regierung. Die Ausstellung legte nahe, wie Migrant*innen nach der Seenotrettung durch die libysche Küstenwache dorthin zurückgebracht werden, wo Folter und gewaltsame Behandlung in Haft sowie die Verweigerung von elementaren Menschenrechten für illegal Eingereiste drohen. Über private Seenotrettung als Reaktion auf das politische Versagen der EU und deren Abschottungspolitik konnte man sich hautnah einen Eindruck verschaffen: Ein mit Kreide auf den Boden gezeichneter Umriss vermittelte einen Eindruck über die originalen Maße der Schlauchboote, mit denen Migrant*innen und Flüchtlinge das Mittelmeer zu überqueren versuchen. Interessierte konnten darin sogar Platz nehmen und zusätzlich eine zwischen Bäume gespannte Fotoaustellung des Regensburger Fotografen Daniel Kempf-Seifried, der 2017 auf einem Einsatz der Sea Eye dabei gewesen war, betrachten. Eine große Weltkarte illustrierte global bedeutsame Fluchtrouten. Um den Bogen der Thematiken in den Alltag der Regensburger zu spannen, wurde eine für die Bürger*innen der Stadt relevante Forderung mit der Aktion verknüpft:

Nach dem Versprechen der Stadt Regensburg im August 2018, ein Sicherer Hafen zu sein, war wenig für diesen Status politisch umgesetzt oder verändert worden. Seit jener Zusage der Bürgermeisterin Fr. Maltz-Schwarzfischer waren in der Praxis kaum Punkte aus dem Kriterienkatalog dafür erfüllt worden, geschweige denn überhaupt konkret in Angriff genommen. Mit einer Unterschriftenliste wurde die Forderung laut, diesen Katalog politisch wieder ins Auge zu fassen und die Umsetzung der fehlenden Punkte aktiv anzugehen – um Regensburg zum sicheren Hafen zu machen und offiziell ein Zeichen der Solidarität und Menschlichkeit zu setzen.

Auch das Wetter spielte mit – bei entgegen der angekündigten Unwetter scheinendem Sonnenschein verweilten neugierig gewordene Passanten an den einzelnen Stationen, um sich näher zu erkundigen. Die Veranstalter zeigten sich über die zahlreiche Teilnahme und die lautstarke Beteiligung am Flashmob sehr zufrieden.

Unterstützt wurde die Demonstration durch folgende Organisationen:

Amnesty International Regensburg * Ausbildung statt Abschiebung e.V. * Bayerischer Flüchtlingsrat * BI Asyl * Bund für Geistesfreiheit Regensburg * Bündnis 90/Die Grünen Regensburg * CampusAsyl e.V. * DIE LINKE. KV Regensburg * DiEM25 Regensburg * GRÜNE JUGEND Regensburg * Keine Bedienung für Nazis e.V. * Partei mut * Sea-Eye e.V. * Regensburger Hilfe für Geflüchtete * ver.di Ortsverein Regensburg

– Steffi Rettinger, Asyl-AK Amnesty International –

>> Bericht auf mittelbayerische.de