Seit Ausbruch der Corona-Pandemie ist Amazon der weltweit am meisten genutzte Online-Versandhändler.
Amazon liefert lebenswichtige Güter. In einigen Ländern, wie in Großbritannien, werden Corona-Tests an
systemrelevante Beschäftigte im Auftrag der Regierung ausgeliefert. In Kanada wird medizinische
Ausstattung an Beschäftigte im Gesundheitswesen, an Krankenhäuser und an Gesundheitsbehörden über
Amazon versandt. Darüber hinaus werden weiterhin Konsumgüter aller Art zu Menschen nach Hause
gebracht.
Amazon ist einer der großen Profiteure der Krise. Im Oktober 2020 berichtete der Konzern, dass er seine
Gewinne in diesem Jahr verdreifacht habe: Auf 6,3 Milliarden US-Dollar im 3. Quartal 2020 gegenüber 2,1
Milliarden US-Dollar im 3. Quartal des Vorjahres 2019.
Doch immer wieder gerät Amazon wegen der schlechten Arbeitsbedingungen seiner Beschäftigten in die
Schlagzeilen – auch während der Pandemie. Das Unternehmen wird beschuldigt, die Zusammenarbeit mit
Gewerkschaften zu behindern, Angestellte unmenschlich zu behandeln und sich nicht genug um ihre
Gesundheit und Sicherheit zu kümmern.
Amazon-Beschäftigte streikten bereits im Februar 2020 in Italien, weil sie sich am Arbeitsplatz nicht gut genug
vor Corona geschützt fühlten. Auch in den USA kam es seit Ausbruch der Pandemie wiederholt zu Streiks.
FORDERUNGEN VON AMNESTY
- Amazon darf nicht weiter verhindern, dass sich Beschäftigte zusammenschließen und mit Gewerkschaften zusammenarbeiten, um bessere Arbeitsbedingungen, Gesundheits- und Sicherheitsstandards einzufordern. Das Unternehmen darf Gewerkschafts-Aktivitäten auf keinen Fall abstrafen oder unterdrücken.
- Amazon verpflichtet sich zu nachhaltigen Verbesserungen bezüglich Gesundheits- und Sicherheitsstandards, Gehältern, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall sowie der Rechte von Beschäftigten, Missstände klar zu benennen, auch in gemeinsamen, organisierten Aktionen.Die Corona-„Gefahrenzulage“, die Amazon von März bis Mai 2020 in den USA, Kanada und der EU zahlte, muss für die gesamte Dauer der Pandemie und an allen Standorten weltweit gezahlt werden, denn die Beschäftigten sind durch Corona einem höheren Gesundheitsrisiko ausgesetzt.
- Amazon-Beschäftigte müssen vom Unternehmen eine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall erhalten, egal ob sie wegen einer Corona-Infektion oder einer anderen Krankheit nicht arbeiten können.
- Amazon soll sich dazu verpflichten, die unterschiedlichen Schutzstandards für Festangestellte und denjenigen, die als Zeit- und Leiharbeitnehmer_innen sowie als Fahrer_innen für den Konzern arbeiten, zu beseitigen. Alle müssen gleich gut geschützt sein.
SCHREIB EINE E-MAIL AN JEFF BEZOS!
- Der „Black Friday“ (27. November 2020) ist inzwischen in vielen Ländern der Shopping-Tag des Jahres mit Super-Sonderangeboten und Rabatten, sowohl im Einzelhandel als auch auf Online-Plattformen.
- Deshalb startet an diesem Tag eine E-Mail-Aktion an Jeff Bezos, den Gründer und Chef von Amazon. Bezos sagte öffentlich, dass er Beschwerde-E-Mails persönlich liest – und wir nehmen ihm beim Wort.
- Aber auch wenn seine Aussage nur der PR diente, wird er sicher darüber informiert werden, wenn bei Amazon viele E-Mails mit unseren Forderungen eintreffen.
- Die E-Mails sollten möglichst personalisiert sein, nicht alle den gleichen Betreff und Wortlaut haben, damit sie nicht so schnell im Spam-Filter landen. Sie können auf Englisch oder Deutsch geschrieben werden und sollten höflich formuliert sein. Unten findest Du dennoch einen Beispieltext, um Dir das Formulieren Deiner E-Mail zu erleichtern.
- Wenn du selbst Amazon nutzt, dann erwähne das in der E-Mail.
Adresse: jeff@amazon.com
E-Mails können bis 31. Dezember 2020 gesendet werden.
BEISPIELTEXT E-MAIL (DEUTSCH):
Betreff: Jeff – respektieren Sie die Rechte der Beschäftigten, sich gewerkschaftlich zu organisieren!
Sehr geehrter Jeff Bezos,
ich bin alarmiert über Berichte, dass Amazon seine Beschäftigten daran hindert, sich gewerkschaftlich zu
organisieren, und dass Ihr Konzern viel unternimmt, um Beschäftigte und die angebliche „Bedrohung“ durch
gewerkschaftliche Aktivitäten zu überwachen.
Sie sagen, dass Sie ihre Mitarbeiter_innen schätzen – doch wenn Sie das ernst meinen, müssen Sie auch ihre
Rechte respektieren, sich gewerkschaftlich zu organisieren und in gemeinsamen Aktionen öffentlich die
Einhaltung der Menschenrechte an ihrem Arbeitsplatz einzufordern.
Ich unterstütze die Amazon-Beschäftigten und bleibe dran, um zu sehen, ob sich etwas für sie ändert und ob
ihre Rechte wirklich respektiert werden.
Mit freundlichen Grüßen,
Name
HINTERGRUNDINFOS
Artikel auf Englisch, mit der Möglichkeit online aktiv zu werden