Amnesty International hat heuer seinen 60. Geburtstag – Amnesty Regensburg wurde 10 Jahre später gegründet und feiert somit seinen 50. Geburtstag!
Dieses runde Jubiläum begingen die Regensburger Amnesty-Gruppen mit einem kleinen, internen Treffen am 07.10.21 in im Regensburger Diözesanzentrum. Eingeladen waren die damaligen Gründungsmitglieder und frühen Weggefährten von Amnesty Regensburg sowie Amnesty-Mitglieder*innen und -Förderer*innen aus der Oberpfalz.
Zum Treffen fanden sich ein die drei Gründungsmitglieder bzw. frühen Weggefährten Veit Wagner (derzeitiger Gruppesprecher der Gruppe in Weiden sowie Mit-Bezirkssprecher der Oberpfalz!), Ulrich Tatje und Mathias Hoehn, die zum Teil sehr weite Wege dafür auf sich nahmen (Weiden i.d. Oberpfalz, Bassum, Aachen). Zunächst berichteten die Gründungsmitglieder von der Gründung am 17.12.1971 und den frühen Jahren von Amnesty in Regensburg. Begonnen hatte es als Studenteninitiative während der politisch bewegten Zeiten der Studentenunruhen, welche Ende der 60er Jahre ihren Anfang nahmen. Veit Wagner wollte sich nicht den extrem linken Studentengruppen mit ihren teils sehr radikalen Forderungen anschließen, aber dennoch politisch etwas bewirken. Bei der Menschenrechtsorganisation Amnesty International fand er sein politisches Zuhause und gründete mit weiteren Kommilitonen/Innen die erste Amnesty-Gruppe in Regensburg. Der erste Einzelfall war der politische Gefangene Moses Thusi aus Rhodesien (jetzt Simbabwe), der nach 18 Monaten freigelassen wurde. Veit Wagner, Ulrich Tatje und Mathias Hoehn berichteten auch von vielen größeren Aktionen in Regensburg. Für besonderes Aufsehen sorgte die große bundesweite Amnesty-Ausstellung gegen Folter im Jahr 1982 („Aufmachen! Geheimpolizei!“), bei welcher die Besucher durch ein Tor aus überdimensional großen Stiefeln gehen mussten. Öffentlichkeitsarbeit wurde damals noch per Flugblätter betrieben, die Kommunikation mit den politischen Gefangenen erfolgte noch mit Luftpostbriefen, ebenso der Austausch mit anderen, zum selben Einzelfall arbeitenden Amnesty-Gruppen außerhalb Deutschlands. Die Gründungsmitglieder hatten viele alte Dokumente mitgebracht, welche auf Tischen ausgelegt oder auf Pin-Wänden aufgehängt betrachtet werden konnten.
Die heutigen Amnesty-Gruppen (Stadt-Gruppe 1100 und Hochschulgruppe Regensburg) stellten ihre heutigen Aktivitäten für die Menschenrechte dar. Die Gruppe 1100 setzt sich aktuell für die Freilassung des Menschenrechtsaktivisten Emir-Usein Kuku ein, welcher wegen seiner Dokumentation von Menschenrechtsverletzungen auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim zu 12 Jahren Haft in Russland verurteilt wurde. Die Hochschulgruppe engagierte sich in letzter Zeit besonders zu den Themen „Klimagerechtigkeit“ und „Nachhaltigkeit“. Bei größeren Amnesty-Kampagnen und Infoständen am Bürger- oder Ostengassenfest sowie am Internationalen Tag der Menschenrechte am 10. Dezember arbeiten die beiden Gruppen zusammen.
So spannte sich bei diesem Jubiläumstreffen von Amnesty Regensburg mit den verschiedenen Amnesty-Generationen – sehr anschaulich – der Bogen von den Anfängen der Amnesty-Arbeit wie der Freilassung politischer Gefangener über weitere Amnesty-Themen wie Folter, Todesstrafe und Recht auf Asyl bis hin zum Themenkomplex Klimakrise und Menschenrechte.
Musikalisch umrahmt wurde das Treffen vom lokalen Musiker Fredman mit den klassischen, bürgerrechtsbewegten Liedern „Die Gedanken sind frei“ und „Bürgerlied (Ob wir rote, gelbe Kragen…)“ sowie eigenen Songs („S.O.S.“ und „Viele kleine Leute“).
Anschließend wurde angestoßen auf die lange, kontinuierliche Arbeit für die Menschenrechte in Regensburg mit ihren vielen Erfolgen, und es war Zeit für persönlichen Austausch und Gespräche. Die Hochschulgruppe gab den Gründungsvätern zum Abschluss zur Stärkung noch einen Obst- und Schokoladenkorb als Geschenk mit auf den Weg. Die Begegnung der verschiedenen Generationen empfanden alle als sehr bereichernd und auch berührend!
Brigitte Karczmarek, Gruppensprecherin der Gruppe 1100, Regensburg